Im Seniorendomizil Haus Gabriel begeht Clara Storath am Sonntag ihren Ehrentag mit einem kleinen Konzert, zu dem auch die Bewohner eingeladen sind.
Wenn am Sonntag im Kissinger Haus Gabriel zur Kaffeezeit Mozarts Klarinettenquintett ertönt, dann gelten die Klänge einer ganz besonderen Jubilarin. Heimbewohnerin Clara Storath feiert ihren hundertsten Geburtstag und die ganze Familie kommt in der Cafeteria des Seniorendomizils zusammen. Zur besonderen Ehre der Jubilarin spielen ihr Sohn Michael Storath, Klarinettist der Bamberger Symphoniker und ihre Tochter Christine Moretti zusammen mit drei weiteren Mitgliedern ihres Orchesters der Musikfreunde Mering das Klarinettenkonzert.

Dann wird sich die Seniorin an die Zeit zurückerinnern, als sie früher ihre fünf Kinder beim Üben ihrer Instrumente am Klavier begleitete. „Ich habe so schöne Erinnerungen und bin sehr dankbar“, betont Clara Storath und strahlt. Dankbar sei sie, dass sie die Bombennächte in Nürnberg überlebt habe und Ende Januar 1945 als 22-Jährige, nicht wie ursprünglich vorgesehen, auf das deutsche Marineschiff Wilhelm Gustloff ging, um Flüchtlinge aus den Ostprovinzen Deutschlands zu begleiten. Über die Ostsee sollten diese evakuiert werden, aber ein sowjetisches U-Boot versenkte das Schiff und alle Passagiere mit ihm, erzählt die Jubilarin.

Auch im hohen Alter lässt sie das Gedächtnis nicht im Stich, jede Einzelheit aus ihrem hundertjährigen Leben kann sie berichten. Natürlich gab es da auch viel Schweres, doch Clara Storath pflegt lieber die schönen Erinnerungen. „Ich hatte ein schönes Leben“, so zieht sie in charakteristischer fränkischer Mundart strahlend Bilanz. Zu den Lieblingserinnerungen gehört ihre Kindheit in der Gärtnerstadt Bamberg, wo ihre Großmutter auch eine Gärtnerei betrieb. Davon zeugen auch viele Bilder an den Wänden in ihrem Zimmer im Haus Gabriel.

Zusammen mit ihrer Tochter Christine Moretti, die ihre Mutter zur eigenen familiären Unterstützung 1990 nach Kissing holte, schwelgt sie auch in Erinnerungen an die frühere Familienzeit in Nürnberg. Dort gingen die Kinder zur Schule, man wohnte in einer großen Jugendstil-Villa im dritten Stock und es wurde viel musiziert. Clara Storath arbeitete als Lehrerin in einer Grundschule und widmete sich nachmittags der Familie. „Meine Mutter war unglaublich tüchtig. Sie hatte viele Kräfte“, sagt Christine Moretti anerkennend.

Vor sechs Jahren ließen diese deutlich nach und Clara Storath zog ins Haus Gabriel ein. „Das darf schon sein, wenn man gegen hundert geht“, kommentiert die Seniorin und lacht. Vor allen Dingen das Augenlicht wird schwächer, doch die Erinnerungen vor dem inneren Auge verblassen nicht. Im Seniorendomizil fühlte sie sich von Anfang an wohl und gut aufgehoben. „Ich habe in meinem Leben so oft den Wohnort gewechselt, dass mir der Umzug ins Heim nichts ausmachte. Hier werde ich sehr gut versorgt.“

Die unglaublich positive Art der Seniorin macht auch dem Pflegepersonal im Haus Gabriel den Umgang mit ihr leicht. „Selbst, wenn das Wetter schrecklich ist, findet Frau Storath etwas Gutes daran“, so beschreibt es Pfleger Olaf Magnussen.

„Du bist ein Gewinn“steht auf einem kleinen blauen Schmetterling, der das Türschild zum Zimmer von Clara Storath im Seniorendomizil schmückt. Und so kommt die große Familie aus Franken, dazu zählen auch sechs Enkel und drei Urenkel, am Sonntag mit großer Freude zusammen, um die Hundertjährige konzertant hochleben zu lassen