Pedra Ungar hat Pflege von der Pike auf gelernt. 2005 startete sie als Pflegehilfskraft, absolvierte 2014 die Ausbildung zur Pflegefachkraft und spezialisierte sich dann 2018 mit einer Weiterbildung zur Gerontopsychiatrischen Fachkraft. Über 20 Jahre Berufserfahrung in der Pflege.
Seit November 2020 ist sie bei compassio im Seniorendomizil Haus Marienthal in Deggendorf tätig. Dabei setzt sie sich sehr um das Wohl von Demenzerkrankten ein.
Wir haben bei Pedra Ungar nachgefragt, was das Besondere an ihrem Beruf ist.
Die ältere Generation hat unseren Wohlstand erarbeitet. Dafür haben diese Menschen Anerkennung, Respekt und Wertschätzung verdient. Für psychisch erkrankte Bewohner wünscht sie sich mehr Toleranz und Empathie der Gesellschaft.
Was sind die Aufgaben der Gerontopsychiatrischen Fachkraft?
Die hauptsächliche Aufgabe einer Gerontopsychiatrischen Fachkraft ist die psychosoziale Betreuung von Senioren, die an psychischen Krankheiten leiden. Ebenso unterstützt und berät sie Mitarbeiter in der Pflege und Betreuung hinsichtlich bestimmter Krankheitsbilder, erkennt Krankheiten und wählt eine geeignete Therapieform.
Was bieten Sie im Haus Marienthal speziell für Demenzkranke an?
Als Gerontopsychiatrische Fachkraft erarbeite ich Konzepte zur Betreuung von älteren Menschen mit Demenz und wende diese in der Praxis an. Zielstellung hierbei ist, die individuellen, geistigen und körperlichen Fähigkeiten der Bewohner zu erhalten. Wichtig im Umgang mit Demenzerkrankten ist, sie in ihrer Lebenszeit, in der sie sich gerade befinden, abzuholen. Das kann im Kindes- oder Jugendalter oder im Erwachsenen Ich sein. Um die verbleibenden Ressourcen zu fördern, wende ich therapeutische Konzepte an wie z.B. Gedächtnistraining, Sitzgymnastik usw.
Was sind ihre Aufgaben und Verantwortlichkeiten?
Neben meiner Tätigkeit als Wohnbereichsleitung, gebe ich mein Wissen und meine Erfahrung als Gerontofachkraft gerne an Bewohner und Angehörigen weiter. Der Einzug in eine Pflegeeinrichtung ist ein emotionaler Einschnitt für den Bewohner. Besonders herausfordernd ist der Umzug für Menschen mit Demenz. Die Angehörigen wollen hier alles richtig machen. Für demente Menschen ist es wichtig, das Zimmer mit bekannten Möbeln von Zuhause einzurichten. Der abgenutzte Fernsehsessel ist wichtig für den Bewohner und hilft bei der Eingewöhnung. Viele Angehörigen kaufen neue Bekleidung und bringen diese beim Einzug mit. Gut gemeint, dennoch erkennt der Demenzerkrankte diese Kleidung nicht und schmeißt sie aus dem Schrank. Mit meinem Wissen um die Krankheit Demenz kann ich mich in die Lebenswelt der Betroffenen einfühlen, Verständnis und Aufklärung schaffen.
Was ist ihnen wichtig bei der Arbeit mit den Bewohnern?
Unsere Bewohner liegen mir sehr am Herzen. Sie sollen sich verstanden wissen und wohlfühlen. Mir ist sehr wichtig, ausreichend Zeit für jeden Einzelnen zu haben. Demenzerkrankte sind besonders und individuell. Mich beeindruckt immer wieder, wie fantasievoll die Menschen sind.
Ein Bewohner mit Demenz im Endstadium, der keine Gefühle mehr zeigen kann und auf Ansprache nicht mehr reagiert, reagiert auf Musik, indem er anfängt den Takt zu klopfen. Das sind für mich Gänsehautmomente.
Was ist das Schöne an Ihrer Tätigkeit?
Es liegt mir am Herzen den älteren Menschen das Gefühl zu geben, dass sie wertgeschätzt werden, wertvoll und besonders sind.
Was bringt Sie an Ihre Grenzen?
Wenn Personalmangel besteht und ich deshalb nicht auf die individuellen Bedürfnisse der Bewohner fachgerecht eingehen kann.
Was bringt sie garantiert zum Lachen?
Unsere Bewohner sind immer zum Scherzen aufgelegt. Humor ist unser Lebenselixier.
Herzlichen Dank, liebe Pedra Ungar, für diesen besonderen Einblick in ihre Arbeit. Weiterhin alles Gute und viel Freude bei dieser wertvollen Aufgabe.